Dienstag, 24. April 2012

Kabbala und Mystik

sind für mich ausgesprochen ungewohntes Terrain. Und doch gehe ich davon aus, dass es hilfreiche Erkenntniswege gibt, mit denen der ‘moderne Mensch’ zunächst wenig anfangen kann.
Auf den ersten Blick jedenfalls mutet es “magisch”und zugleich ein wenig merkwürdig an, dass das Aussprechen von Worten eine unmittelbare Einflussnahme auf das damit Bezeichnete bewirken soll. Doch ein wenig theoretisches Wissen über eine jahrhundertealte Tradition kann kaum schaden.

Auf Wikipedia ist zu lesen, dass die Kabbala eine mystische Tradition des Judentums, ist, die heutzutage auch in nichtjüdischen Kreisen fortgeführt und weiterentwickelt werde. Ihre Wurzeln finden sich in der Tora.

Der Begriff Mystik (griechisch - „geheimnisvoll“) bezeichnet allgemein Berichte und Aussagen über die Erfahrung einer göttlichen oder absoluten Wirklichkeit sowie die Bemühungen um eine solche Erfahrung.
Damit verbinden wir vielfach spirituelle Erfahrungen in einem religiösen oder esoterischen Bezug, die als solche nicht objektiv (z.b. wissenschaftlich) zugänglich scheinen.

Im Zentrum steht die Suche nach der Erfahrung einer unmittelbaren Beziehung zu Gott. Nach kabbalistischer Ansicht hat Gott alles, was er im Universum geschaffen hat, auch am Menschen geschaffen.
Hieraus ergibt sich das Weltbild der wechselseitigen Entsprechungen von ‘Oben’ und ‘Unten’. Der kabbalistische Grundgedanke von Mikro- und Makrokosmos deutlich geht davon aus, dass die „untere“ Welt wurde nach dem Vorbild der „oberen“ geschaffen wurde; damit sei jeder Mensch ist ein Universum im Kleinen (was an Vorstellungen eines holografischen Universums erinnert.

Was zeichnet einen (ernsthaften) Kabbalisten also aus?

“Äusserlich ist er also wie wir alle. Allerdings ist er ein Mensch, der durch das Studium der Kabbala, eine neue zusätzliche Wahrnehmung oder besser gesagt, den sechsten Sinn erlangt hat – die Wahrnehmung des von uns verhüllten Teils der Welt.

Dieser Teil ist von allen gewöhnlichen Menschen komplett verschlossen, und wir nennen ihn die spirituelle Welt. Mit dieser neuen Wahrnehmung ist der Kabbalist fähig, eine vollständige Weltschöpfung zu spüren/füllen/sehen – unsere physikalische und die spirituelle Welt – genauso wie wir unsere Welt bzw. die tägliche Realität wahrnehmen können…”
[“Wer ist ein Kabbalist” auf kabbalisten.de]

Anders ausgedrückt: Die Vollkommenheit des göttlichen Makrokosmos personifiziert sich hierbei im Menschen, welcher als Mikrokosmos zwar unvollkommen, aber dennoch ein Abbild des himmlischen Urmenschen (‘Adam Qadmon) darstellt.

Gott als das Grenzenlose und Ewige benötigt das von ihm geschaffene Mittlerwesen des Menschen, um durch die zehn geistigen Kräfte seine göttliche Allmacht wirken zu lassen. Diese zehn Sephiroth sind die göttlichen Urpotenzen, welche in der Form des kabbalistischen Weltenbaumes alle Ebenen des Seins durchragen. Dieser Weltenbaum mit dem darin verbundenen Menschen stellt den verkörperten Organismus des Universums dar.

Diese elementare Verflechtung des Menschen in ein göttliches Universalsystem verdeutlicht nach kabbalistischer Ansicht auch das gegenseitige Beeinflussungspotential der göttlichen und der menschlichen Ebene. – Der Mensch steht unter dem ganzheitlichen Einfluss universaler Kräfte, kann diese aber seinerseits beeinflussen.“

Der Volksglaube kennt erwartungsgemäß eine eigene Entstehungsgeschichte der kabbalistischen Tradition:

Mose habe auf dem Berg Sinai neben den Steintafeln mit den 10 Geboten mündlich weitere, ‘geheime Lehren’ empfangen, in die nur ein kleiner Kreis von Auserwählten eingeweiht werden sollte. Diese Erwartungshaltung geheimer Rituale scheint bis heute Bestand zu haben – sogar Popstars wie David Bowie und Madonna betrachteten sich zeitweilig als Kabbalisten und verarbeiteten Elemente dieser Tradition sogar in ihren Songs.

Man muss im Web nicht lange suchen, um ‘praktische Anwendungsformen’ zu finden. Methoden wie die Gematrie  (jedem hebräischen Buchstaben wird ein Zahlenwert zugeordnet, was für etliche Worten offenbar einen erstaunlichen Umfang an Interpretationen eröffnet) werden mitunter vom ursprünglichen Kontext losgelöst und auf andere, moderne Sprachen und deren Alphabete übertragen. Mich hat es überrascht, was manch einer auf diesem Wege alles ‘beweisen’ zu können meint…

Ich habe mich bis heute noch nicht eingehender mit dieser Thematik beschäftigt – und habe auch Zweifel, ob mir dies je gelingen wird. Persönlich ziehe ich verbale, ‘direkte’ Herangehensweise vor, während uns im Kabbalismus eine komplexe Symbolik begegnet.
Es bedarf es einer speziellen ‘Antenne’ hierfür, ist mein Eindruck - auch wenn die Kabbala sicher nicht mit suspekten okkultistischen Praktiken zu verwechseln ist.

Siehe auch:

Die nachfolgende Dokumentation informiert über Geschichte und Entstehung des Kabbalismus.

Doku über die mystische Kabbala

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